Interview mit Daniel Prokop


Zum traditionellen Fantreff am 5. Januar beim Heimspiel der Rebels gegen die Memmingen Indians haben die Waldau Old Boyz dieses Mal den ehemaligen Offensiv-Verteidiger des EV Stuttgart und der Stuttgart Wild Horses, Daniel Prokop eingeladen und freuen sich sehr, dass er zugesagt hat.  
Zur Einstimmung möchten wir Euch einige Auszüge aus dem Interview wiedergeben, das Bernd „Jambo“ Schäffler mit Daniel Prokop am 27.12. geführt hat:

Daniel, herzlich Willkommen und vielen Dank für Deine Zeit. Wo lebst du heute? 

Ich pendle derzeit zwischen Freiburg im Breisgau, wo meine Familie lebt und Eisenbach im Schwarzwald, oberhalb von Titisee Neustadt.  

Ist es richtig, dass du unter die Landwirte gegangen bist?  

Das ist fast richtig. Es ist ein alter Bauernhof, der 180 Jahre alt ist, mit Stallungen und Jagdhütte, früher eigentlich ein Hirschgehege mit 15000 qm drumherum mit Forellensee.
Es geht mehr um die Location, um die Luft, um die Ruhe und um die Möglichkeiten, die sich hier im Schwarzwald bieten.
Sie ist nur ca. 30 Minuten von Freiburg entfernt, ähnlich nahe an Villingen-Schwenningen, Donaueschingen, also nicht aus der Welt, aber es ist in der Pampa, das stimmt.
Dafür mittendrin in der Natur und der Gemütlichkeit, die diese Gegend ausstrahlt.   

Du bist am 9.6.58 geboren und somit offiziell Rentner, oder doch eher im Unruhestand? 

Das ist eine gute Frage. Tatsächlich bin ich seit meinem 60. Lebensjahr nicht mehr berufstätig.
Nach meiner Zeit als Geschäftsführer bei der Elanders AG, einem schwedischen Logistikkonzern, hat mich mein Arbeitgeber gut gestellt und ich konnte noch dreieinhalb Jahre bei vollem Gehalt zuhause bleiben.
Seither bin ich tatsächlich offiziell Rentner.
Nach einigen Stationen im Ausland, darunter USA und Polen für dreieinhalb Jahre einen Betrieb mit 380 Leuten geleitet, das war schon aufregend und auch a bissel anstrengend. Deshalb bin ich dann mit 60 zur Ruhe gekommen.  

Herumgekommen bist du ja immer viel in Deinem Leben, geboren bist du in Usti nad Labem (deutsch: Aussig) an der Elbe, ca. eine Autostunde südlich von Dresden. Deine erste Station in Deutschland war dann in Freiburg, korrekt? 

Ja, das ist richtig.
Dort habe ich mit 16 direkt aus dem Publikumslauf angefangen bei den Junioren zu spielen.
Mit 17 bin ich dann in die 1. Mannschaft gekommen vom damaligen ERC Freiburg in der Oberliga Süd.
Damals haben wir sehr schnell den Aufstieg in die 2. Bundesliga geschafft und sind dann als Fahrstuhlmannschaft immer zwischen 2. und 1. Liga gependelt.
Es war eine gute Zeit, es gab immer was zu feiern, mal Aufstieg, mal Abstieg.
Eishockey war sehr populär damals in Freiburg.
Trotzdem ist der ERC, wie viele Vereine damals, in Konkurs gegangen und daraus entstand der heute noch existierende EHC Freiburg.
Ich habe daraufhin nach Bayreuth gewechselt und wir sind damals sofort in die 1. Bundesliga aufgestiegen.
Ich bin dann aber nicht in die 1. Liga mitgegangen, da ich damals schon ein Angebot vom Augsburger EV hatte.
Wobei wir es hier nicht geschafft haben, im ersten Jahr in die 1. Liga aufzusteigen und im 2. Jahr dann die finanziellen Probleme kamen.
Und dann haben die mich damals verkloppt für ein paar D-Mark für ein halbes Jahr nach Kassel, bis diese dann auch Konkurs gegangen sind.
Ich hätte mit der Erfahrung von vier Konkursen auch beim Arbeitsamt in der Konkursabteilung arbeiten können.
Leider war es so, dass sowohl Freiburg als auch Augsburg, trotz Zuschauerzahlen im hohen 4-stelligen Bereich in finanzielle Schwierigkeiten geraten sind, weil sie eben auch von, zum Teil dubiosen Leuten geführt wurden.
Zu der damaligen Zeit, das ist heute mit Sicherheit anders.
Somit war der Weg frei und so bin ich dann nach Stuttgart gekommen.  

Hier habe ich dich das erste Mal wahrgenommen, als Offensivverteidiger, zusammen mit Dani Lammel, in der Zeit mit Dave Morrison und John Samanski. Das war schon eine große Zeit.

Ja, wir wurden von den Zuschauern angenommen, hatten gute Zahlen in der Halle.
Dann auch noch mit den Wechseln von  Lado Svozil und Karel Lang, Franticek Cerni und wer da noch alles kam und wir da eine sehr gute und erfolgreiche Zeit hatten. Nicht zu vergessen auch die Jungen, Jambo, Schindelarz, Zivitza.
Da waren viele gute Jungs dabei, die mit uns dann in der 2. Bundesliga ihr Unwesen getrieben haben.  

Und die Zuschauer waren auch toll.
Wir hatten ja nicht immer die besten Bedingungen, wie Du ja weißt, oder auch nicht immer die besten Manager und Präsidenten, was die Zuschauer nicht so ganz verstanden haben, auch wenn erfolgreiche Zeiten da waren.
Aber zu der Zeit habe ich bereits meine berufliche Laufbahn eingeschlagen und, bin mit meinem kongenialen Partner Klaus Kariegus nach Heilbronn gewechselt, nachdem der EVS dann auch wieder finanzielle Schwierigkeiten hatte.
Ich habe dann nach eineinhalb Jahren dort aufgehört und bin dann nochmal über Wernau nach Stuttgart zurückgekommen, um als Spielertrainer auszuhelfen.  

Naja, ein Punkt pro Spiel im Schnitt in der 2. Liga Süd war deine Bilanz in Stuttgart.
So schlecht war das ja nicht, Herr Prokop…

Wir hatten eine gute Kameradschaft und Du weißt, es geht ja sowieso nur im Team.
Jeder einzelne bringt seine Qualität mit ein, aber letztendlich haben wir immer eine gute Gemeinschaft und ein gutes Team gehabt, und die einen guten Zusammenhalt nach außen und nach innen gezeigt hat.
War ja auch eine nicht so ganz einfache Zeit, mit der Stadt und den Eiszeiten.
Es war nicht immer alles easy peasy.
Ich habe viel Zeit als Käptn des EV in der Geschäftsstelle verbracht, um noch in voller Ausrüstung die Eintrittsgelder zu zählen, damit die Jungs, die ihre Miete zahlen mussten, ihr Geld bekommen haben.

Und dann das Geld in der Kabine verteilt, um die Jungs, die nach Stuttgart gelotst wurden und dann finanziell knapp waren, weil die Gehälter immer im Rückstand waren, zuerst zu bezahlen.  

Du weißt ja noch selber, dass wir manchmal nicht zum Auswärtsspiel fahren konnten, weil der Busfahrer nicht bezahlt war.
Und trotzdem haben wir uns voll reingehauen in den Spielen.
War schon eine gute Gemeinschaft und auch eine Erfahrung.  

Man muss ja sagen, dass es damals noch echte Unterschiedsspieler aus dem Ausland gab, bei denen dann zwei bis drei Leute eine Liga dominieren. Heute sind solche Leute immer noch stark, aber sie fallen nicht mehr so auf. Siehst du das auch so?  

Ja, die Sportart hat sich Jahr für Jahr weiterentwickelt. Das ist heute ganz was anderes.
Die Jungs spielen heute auf einem Level, so dass Ausnahmespieler in manchen Situationen noch welche sein können, aber mehr denn je vom Kollektiv abhängig sind, weil alle mehr oder weniger auf einem Niveau spielen.  

Beim Blick auf die Scorerlisten fallen dann die Unterschiede schon auf, oder?

Wenn man nur auf die Scorerliste schaut, vermisst man die Arbeit all diejenigen, die für eine erfolgreiche Mannschaft nötig sind.
Früher waren wir 7-8 Leute und dann kamen noch ein paar Jugendspieler hinzu, die das Potenzial hatten, dann waren wir 12-15.
Damit haben wir eine ganze Saison gespielt. Heute sind das Kader von 20,25, 30 Mann.
Wobei auch wir früher 2x pro Woche gespielt haben und viele noch berufstätig waren und nicht Freitags um 12h in den Bus steigen konnten.   

Hast du besondere Erinnerungen an Stuttgart und deine Zeit hier? 

Wir haben diese Saisons gehabt, in der wir in der 2. Liga auf Top-Niveau gespielt haben und mit den Zuschauern im Rücken in der Lage waren, große Mannschaften zu schlagen.
Die eben damals groß waren, wie Nürnberg oder Hedos München, die wir geschlagen haben.
Wo das Publikum nicht nur einen sondern zwei Mann ausgemacht haben.
Die uns nach oben gepusht haben. Es waren schon immer Highlight-Spiele.
War schon eine gute Zeit, ich erinnere mich gerne zurück. An Franz, an unsere Gaststätte, ans Warmlaufen.
Es wurde dann auch immer professioneller, mit Schwaben Bräu als Sponsor, war der Kühlschrank in der Kabine immer gut bestückt.
Aber man hat immer gemerkt, dass die Vereinsführung gar nicht in der Lage war, das Potenzial von Stuttgart und dem Umland auszunutzen.
Man hat sich immer bemüht, auch die Nachwuchsarbeit zu erhalten und mit vielen Ehrenamtlichen gestemmt.
Aber letztendlich hat man es nicht geschafft, gesichert einen Sponsorenpool aufzubauen und eine tragfähige Struktur zu schaffen.  

Auch wenn man das Potenzial erkennen mag, man muss eben auch ehrlich sagen, dass es nicht einfach ist Sponsoren zu finden und das Publikum zu begeistern.
Man muss sich halt Mühe geben.
Wir hatten halt immer das Pech, dass sich irgendwer als Präsident gemeldet hat, aber vom Eishockey, vom Marketing und Management wenig Ahnung hatte.
Damit die halt in der Zeitung stehen und sich profilieren konnten. So richtig mit Herz waren die ja nicht dabei.  

Hast du noch so besondere Anekdoten aus dem Stuttgarter Nachtleben, die man erzählen kann? 

Aus dem Nachtleben?
Ich war doch nie unterwegs (lacht).
Doch, es gab einen Abend, da waren wir mit einem Sponsor unterwegs, einem gut betuchten Rentner, so an die 80.
Der wollte dann zu später Stunde noch in den Club 66.
Allerdings war der zu dem Zeitpunkt schon so voll, dass die Damen die Polizei gerufen haben, und die hat uns dann nicht reingelassen.
Doch, doch, wir waren schon gut unterwegs, im Korkenzieher oder der Boa.
Aber das war auch der Gemeinschaft geschuldet, dem Zusammenhalt.
Wenn sich da ein paar Leute gut verstehen und sich die anderen andocken, dann hat man Spaß.  

Danke Dir Daniel! Wir sehen uns am 5.1. im „11er“, ab 18h.

 

Neuer EV-Stuttgart Kapitän Daniel Prokop zum Neuzugang aus der damaligen CSSR:

Teamfotos mit Daniel Prokop aus seiner Stuttgarter Zeit:

1987: EV Stuttgart

 

1995: EC Stuttgart

 

1996:  2 Liga – Süd

 

1991/1992:  2. Bundesliga